Wir bauen eine Stadt- Utopien in der Erwachsenenbildung
Jede Krise ist eine Chance zu lernen und über die Zukunft nachzudenken. Im Coronasemester, dem Sommersemester 2020, entstand an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg inspiriert von Paul Maar („Das Sams“) ein Projekt über die Bedeutung von Utopien für die (Erwachsen)Bildung. Entstanden ist diese Geschichte, die hier erzählt werden soll.
Familie Taschenbier zieht um oder die Geschichte einer Utopie für die Königsstraße
Mitten in Bamberg, mitten in der Königsstraße steht ein altes Haus, dessen Vergangenheit wohl kaum jemand mehr kennt. Die Fenster sind vernagelt von den Wänden bröckelt der Putz, doch einst war hier großes Leben im ehemaligen Gasthof „Zum Roten Ochsen“. Darum wollen wir, die Geschichte einer Utopie, die Geschichte eines alten Hauses ohne Geschichte erzählen.

Sonntag: Ein Wunsch für Bamberg:
Es ist ein schöner sonniger Sonntagnachmittag, als sich die Familie Taschenbier auf einen Spaziergang durch die Stadt macht. Überall ist Leben, die Cafés und Eisdielen laden zum Verweilen ein. Doch plötzlich bemerkt die Familie Taschenbier ein altes Haus, das schon seit vielen Jahren zu verfallen scheint. Die Nachbarn stört diese Bauruine schon seit langem. Im Gespräch mit einem Anwohner meint dieser: „Da tut sich seit Jahren schon nichts! Ich wünschte da würde endlich wieder etwas Neues entstehen!“ Da kommt Martin Taschenbier eine Idee. „Papa, Papa! Lass uns das Sams holen, damit wir Bamberg diesen Wunsch erfüllen können!“, schlägt er vor. Doch Papa Taschenbier wendet ein:“ Ganz so einfach ist das nicht. Du weißt, was geschehen muss, damit das Sams wieder zurückkommt! Nur wenn wir alle zusammenarbeiten, dann können wir das Sams holen, um diesen Wunsch zu erfüllen.“
Dies ist der Beginn einer Geschichte über eine Woche voller Utopien.
Montag: Etwas wird sichtbar indem es unsichtbar wird
Gleich am nächsten Tag macht sich Herr Taschenbier auf, seinem Freund Herrn Mohn von dem alten Haus zu erzählen. Gemeinsam treffen sie sich in der belebten Straße und wundern sich. Auf einmal ist das Gebäude unter einer großen Plane verschwunden. „Das ist ja fast wie beim Reichstag in Berlin“, bemerkt Herr Mohn. Aber auch andere Leute bleiben stehen und wundern sich, denn im Eingang steht nun eine große Tafel, auf der Passant*innen ihre Wünsche aufgeschrieben haben. Andere haben lustige Gesichter neben die Wünsche gemalt, welche sie finden, dass sie am besten zu der Straße und diesem besonderen Haus passen. Verwundert geht Herr Taschenbier nach Hause, doch der Wunsch lässt ihn einfach nicht mehr los.
Dienstag: Alle haben Dienst
Am Dienstag müssen alle wieder in die Schule und in die Arbeit. Hier berichten die Taschenbiers ihren Freund*innen und Kolleg*innen von dem Haus in der Königsstraße. Sie erzählen, wie schade es ist, dass dieses alte Haus schon so lange verfällt. Sie berichten von einem Plan, aber dafür müssten alle mitmachen. Begeistert setzten sich schließlich alle daran, eigene Bilder zu malen, Fotos von dem Gebäude zu machen, dass mittlerweile zum Stadtgespräch wurde. Viele Ideen werden gesammelt und auf einmal ist die ganze Stadt aktiv.
Mittwoch: Es ist Mitte der Woche
Immer mehr Ideen kommen zusammen. Immer mehr möchten mitmachen, damit endlich etwas in der Königsstraße passiert. Plötzlich wird auch der Bürgermeister der Stadt Bamberg aufmerksam. Er lädt dazu ein, diese ganzen Vorschläge zu sammeln, denn leider kann nur ein Wunsch erfüllt werden. Daher schlägt sein Beratungsteam vor, eine Bürgerversammlung einzuberufen. Diese soll über die verschiedenen Wünsche beraten und diese dem Sams vorstellen. Leider ist das Deutsche Haus nicht groß genug, daher werden zunächst die Mitglieder dieser Bürgerversammlung per Los bestimmt. Anschließend werden die Plätze an weitere Interessierte vergeben. Sie beraten darüber, was die gesammelten Ideen bedeuten.
Donnerstag: Ein Gewitter zieht über Bamberg
Auf einmal wird das sonnige Wetter durch Donner und Blitze jäh unterbrochen. Über Bamberg zieht ein Gewitter, sodass sich Vertreter*innen aus Stadt, Verwaltung und Bürger*innen im Rathaus versammelt haben, um zu beraten, wie es nun weiter gehen soll. An kleinen Tischen stellen die Bürger*innen ihre Ideen vor. Der Bürgermeister und seine Begleitungen kommentieren diese Vorschläge. Manches findet Anklang, manches nicht. Es werden auch Alternativen vorgeschlagen. Am Ende entscheiden alle ein Bürgerkomitee zu wählen, dass mit der Stadt einen Plan entwerfen soll. Wir wollen Bamberg einen Wunsch erfüllen.
Freitag: Die Gedanken sind frei
Nach einer langen Woche kommt endlich der Freitag und alle haben frei, außer dem Bürgermeister und dem Bürgerkomittee. Gemeinsam haben sie einen Plan entwickelt, was sie sich für Bamberg und das einst verlassene Haus in der Königsstraße wünschen. Allerdings können nicht alle Wünsche sofort erfüllt werden. Darum stellen sie vor dem Gebäude eine Ampel auf, die allen genau anzeigt, welche Wünsche bereits erfüllt werden können und welche leider noch nicht.
Samstag: Das Sams kommt vorbei
Schließlich ist es soweit, am Samstag kommt das Sams in Bamberg vorbei. Nach langer und harter Arbeit hat sich die Stadt Bamberg auf einen großen Wunsch geeinigt.Das Sams ist begeistert und hüpft vor Freude von einem Bein auf das andere. Dann ist es soweit, Martin Taschenbier sagt: „Ich wünsche, dass…!“. Doch der Wunsch geht in einer Staubwolke unter. Aus dem alten, verfallenen Haus ist plötzlich ein Ort für alle Bamberger*innen geworden. Gemeinsam bestaunt die Familie Taschenbier, der Bürgermeister und alle versammelten Leute, wie aus ihrem Wunsch auf einmal Wirklichkeit geworden ist.

So oder so ähnlich hat es sich zugetragen in der Königstraße, manche mögen es vielleicht nicht glauben, mag es für sie vielleicht auch einfach utopisch klingen.
Autor: Stephan Raab
Referenz: Dr. Stephanie Welser (Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung)
Wie die Geschichte dazu entstanden ist, dass können Sie/ könnt ihr hier nachlesen: